Wie gerne

Carrie Graber: Minuette in Reds

Wie gerne ich dich
Trösten würde doch
Ich bin selbst untröstlich

Wie gerne ich dir
Helfen würde doch
Ich bin selbst hilflos

Wie gerne ich dich
Lieben würde doch
Liebe ist nur eine Illusion

Terror

David Ho: For The Glory

Wo Granaten
Friedensgespräche ersetzen
und die ausgestreckte Hand
nicht Freundschaft sucht
sondern Bomben zündet

Wo Angst und
Feindschaft herrschen
und wo Hass gedeiht,
ist weder Gott
noch sein Prophet
zu Hause

29. August

Dagmar Ronczka: Wolkenfront

Der Herbst übt sich -
treibt dunkle Wolkenfelder
vor sich her wie
schwarze Schafe

Noch ist Zeit zu fliehen

Erinnerungen

Hessam Abrishami: Closer To You

Erinnerungen liegen gleich
Vergilbten Fotos in mir
Wir waren jung
Die Sanduhr war noch
Wohlgefüllt

Jetzt taste ich
Nach deiner Hand
Schlaf gut
Es war kein
Schlechtes Leben

Haus im Wald

Vaxmora torp, Sollentuna

Dieser dunkle Platz und
das alte Haus im Wald

Noch spürt man die Nähe
derer die hier lebten

Armut hat hier gewohnt
Armut ohne Hoffnung

Ein Bann liegt
über der Lichtung

Ich bin nicht willkommen

Nachricht von dir

Manche Tage ist mir als
Müsste doch noch eine
Nachricht von dir kommen

Das Radio spielt eine
Mazurka von Chopin und
Draußen hält der Herbst
Seinen Einzug

Aber auch solche Tage kann
Man überleben

Kindheit

Maggie Hasbrouck: Small Blue Square

I
Auf dem Schoß
der Großmutter
in der Küche

II
Acht Jahre alt
die Eltern streiten
nebenan

III
Der Abend als
die Mutter auszog
dann nichts mehr

IV
Die neue Frau -
Mutter
wurde sie nie

V
Der neue Mann -
Onkel
immer fremd

VI
Eingekapselt
hilflos

Die neue Zeit

David Ho: Pig's Demons

Unsere Gesellschaft am
Ende ihrer Möglichkeiten
Am Ende ihrer Zeit

Am Anfang einer
Neuen Zeit

Grausamer
Rücksichtsloser
Hässlicher

Bunte Träume (Haiku)

Andrei Noda: Café

Tiefblauer Himmel
Zartrosa Sehnsucht nach dir
Grellbunte Träume

Am falschen Ufer

Friedensreich Hundertwasser: Miraculous Fish

Zuweilen war ihm als
Befände er sich
Am falschen Ufer
Drüben stand das Leben
Und winkte ihm höhnisch zu

Herbstahnungen

Tadashi Asoma: Indian Summer

I
Abschied vom Sommer

Das Echo vergangener Tage
Liegt wie Nebel über dem See

Der Klang deiner Stimme
Die Art deines Lächelns

Die kühlen Worte
Beim Abschied


II
An den Bäumen
Wächst Melancholie
Und der Wind riecht
Schon nach Herbst

Was Flügel hat
Flieht
Was Flossen hat
Taucht

Und die Geliebte ist
Längst über alle Berge


III
Rotgelb aufflammendes
Laub der Bäume
Letzte Liebe
Letzte Leidenschaft

Letzter Herbst
Dann Stille
Sehnsucht
Ohne Wiederkehr

Wachträume

Knipseline/pixelio.de: Eberesche

Du bist
In meinen Träumen
Und in meinem Wachen
Hinter geschlossenen
Augenliedern
Sehe ich dein Bild
Und höre deine Stimme

Unter der Eberesche
Liest du
Mein Gedicht

In letzter Zeit

Tonia Pöppler: Waldbrand

In letzter Zeit scheint mir als
Sei die Welt völlig aus den
Fugen geraten

Da ist die schreckliche
Trockenheit in Russland
Und die Waldbrände
Die Überschwemmungen
In Pakistan und China
Schmelzende Gletscher
Vulkanausbrüche

Schlecht fing es aber schon
Mit Adam und Eva an
Statt göttlichen Rat nahmen sie
Die Schlange als Analytiker

Abend im August

Isaac Maimon: Amanda

Ich sitze auf dem Balkon
Allein. Es ist ein warmer
Abend im August
Wolken ziehen westwärts
Auf dem Tisch eine Laterne
Mit Kerze
Ein Glas Wein
Ein Buch
Schreibblock
Ich schreibe gerade
Diese Zeilen und
Stelle mir vor wie es wäre
Wenn du neben mir
Sitzen könntest
Ich würde deine Hand
In meine nehmen und
Wir würden schweigen
Zusammen

Blaue Sehnsucht

Cynthia Breusch: Little White Bird Of Hope

Deine Farbe ist blau
Blau wie die Tiefe des Ozeans
Und die Weite des Himmels

Blau ist die Farbe
Der Sehnsucht
Und der Poesie

Blau ist meine Liebe
Zu dir in der
Abenddämmerung

Herbstgefühle

Daniel Merriam: Kiss Of The Winged Frog

Heute Montag
Du fühlst den Herbst nahen
Dunkle Wolken jagen am Himmel
Ein Schwarm Krähen
Kämpft gegen den Wind
Nach dem Sinn des Lebens
Wagst du heute nicht zu fragen
Unten im Hof bellt
Immer der gleiche Hund
Und in der Mailbox
Nichts als Spam

Später Entschluss

Giuseppe Mariotti: The Family

Später erst kam er zu der
Einsicht dass seine Jugend
nicht besonders glücklich
gewesen war

Wie er sich auch anstrengte
die Erinnerung an ein
Gefühl der Geborgenheit
wollte sich nicht einstellen

So beschloss er denn
auch weiterhin unglücklich
zu sein

Worüber man schreiben sollte

John Pitre: Ascension

Diese ewigen Worte von
Sehnsucht und Liebe
Die sich mir aufdrängen
Die mich heimsuchen
Die mir bisweilen lästig sind

Über Freiheit und Gerechtigkeit
Sollte man schreiben
Über Menschen die kämpfen
Sollte man schreiben -
Die gegen Unrecht kämpfen
Und gegen Gewalt

Über unsere Erde
Sollte man schreiben immer und
Immer wieder und ihren
Ungleichen Kampf gegen
Die Dummheit der Menschen

Gewitter (Haiku)

Doris H: Die Ruhe vor dem Sturm

Drückende Hitze
Wolkentürme am Himmel
Drachen im Ansturm

Seltsame Blüten

Andrzej Malinowski: Fil Bleu

Aus dem Stegreif heraus
mache ich dir Angebote
singe dir ein Lied
schreibe dir ein Gedicht

Der Herbst in mir
treibt seltsame Blüten

Der hölzerne Mann

Strandpromenade Kühlungsborn

Mein Nachbar
Der hölzerne Mann
Eine Gesellschaft ganz
Nach meinem Geschmack

Höflich
Etwas steif und kühl
Aber nie geschwätzig
Oder neugierig

Ich traf ihn im Urlaub
Auf einer Bank
In Kühlungsborn -
Dort schweigt er noch immer

Zur Genüge

Tony Bass: Wind Rider

Draußen zieht das Leben vorüber
Ich lächle insgeheim und denke:
Dich mein Lieber kenne ich zur Genüge
Mich führst du nicht noch einmal an

Rasante Vermehrung

Karsten Pryzgoda - pixelio.de

Zivilisation wo vor
Wenigen Jahren noch
Unberührte Natur war
Häuser, Straßen, Menschen

Hasen und Rehe sind geflohen
Wildschweine ziehen ein
Sie sind dem Mensch am ähnlichsten
Allesfresser, rasante Vermehrung
Schädlinge

Langsam durch die Straßen

Emmi Lück: Lüneburg

Einmal noch will ich in die
Alte Heimat zurückkehren
Langsam durch die Straßen gehen
Neue Häuser durch alte ersetzen
Den kleinen Teich suchen
Auf dem wir Schlittschuh liefen
Und den schmalen Fluss
Der mir damals breit und
Gefährlich vorkam

Vielleicht steht die Bank noch
Auf der wir saßen, Pläne machten
Und Ausschau hielten
Nach einem Leben

Eben noch

Ernst Wilhelm Nay: Yellow, Vermilion

Noch ist Sommer doch der
Klatschmohn längst verblüht
Und über blauen Stunden
Hängt schwer ein Duft
Von Melancholie
Wohin du blickst Vergänglichkeit
Wohin du gehst
Die Schatten sind stets bei dir
Und der Herbst kommt näher

Eben noch warst du jung

Von Schmetterlingen

Andrea Cobb: Early Bird

Von Schmetterlingen
Habe ich oft geschrieben
Im Lauf der Jahre

Selten sind sie geworden

Viel schwerer ist es
Poetisch zu schreiben von
Ratten und Küchenschaben

Wie Schnee der schmilzt

Benjamin Shiff: Soul Mates

Wenn es Herbst wird
Will ich mit den Wildgänsen
Nach Süden ziehen
Dorthin wo die Nächte
Warm sind und der
Hibiskus blüht
Dorthin wo du auf mich
Wartest

Und die langen
Vergeblichen Jahre
Werden abfallen von uns
Wie Schnee der schmilzt

Wie es war

Susan Bennerstrom: Red Pair

Ich wusste plötzlich dass
Alles so sein musste wie es war
Die endlosen Tage und
Die Sehnsucht nach dir
Dass du mir nie gehören würdest
Und dass unser Leben
Nicht endlos ist

Ich wusste plötzlich dass
Auch dieses vergebliche Hoffen
Erfüllung sein kann

So einfach

Nancy Crookston: Ain´t Missbehavin

Ich habe dich damals nicht
kommen hören -
du warst einfach da
in meinem Leben

Jetzt sehe ich dir an dass du
wieder gegangen bist

Wolkenlos

Edward Hopper: Carolina Morning

Regen und Sturm
Sind angesagt
Ich blicke hinaus auf
Wolkenlosen Himmel

Wieder einmal betrogen
Um ein Unwetter

Atemlos

Amanda Langford: That Pink Dress

Der Sommer war fast vorbei
Als er dem Frühling begegnete
Der Himmel hielt den Atem an und
In der Ferne sah er ein Licht
Wie Hoffnungsschimmer