Theater

© Alan Cleaver: Theater

Eines Tages holt dich

Die Erinnerung ein

Es ist wie im Theater

Der Vorhang geht auf

Die Hauptrolle spielst du selbst

Die Kritik ist miserabel

Zurück gekommen

© Stuart Yankell: Urban Canyon

Zurück gekommen in die Stadt
die einmal unsere war, ging ich
durch alt vertraute Straßen und
atmete Vergangenheit

Hier saßen wir, hier hielt ich
deine Hand und weiß
noch immer nicht ob es
die große Liebe war

Doch hütete ich sie in meinem
Herzen ein Leben lang
wie einen Edelstein

Warten VI

© Jack Vettriano: Dressed To Kill

Dieses ewige Warten

auf den Abend

auf den Morgen

auf deinen Anruf

auf eine Liebe

Dieses ewige vergebliche
Warten und nichts
geschieht was wirklich von
Bedeutung wäre

Das Echo II

© Gonsalves: In Search Of Sea

Ich rief deinen Namen hinaus

in die unendliche Stille

Das Echo klang wie

"zu spät, zu spät"

Als ich wieder rief war da

schon kein Echo mehr

Das Universum



© Nanami D. Akuma: Universum

Mit Hilfe neuer Messmethoden
berechnet man das Alter
unseres Universums jetzt auf
15,8 Milliarden Jahre

Ganz einig sind sie sich
noch immer nicht doch
ein paar Tage hin und her
spielen da wirklich keine Rolle



Endlich Reklame

TV

Im Zimmer nebenan läuft

der Fernseher.

Sie ziehen eine alte

amerikanische Show ab

Dazu immer dieses künstliche Gelächter.

Es ist eine Maschine - sie drücken

auf den Knopf und heraus kommt

künstliches Lachen

Noch nie habe ich erlebt

dass ein normaler Mensch

an Stellen lacht wo sie

auf den Knopf drücken

Ich atme auf -

endlich Reklame

kein Gelächter mehr

nur noch purer Wahnsinn

Adam und Eva

© Alexander Nedzvetskaya: Eva

Gerechtigkeit und Toleranz

gehörten nicht zum göttlichen

Bauplan für unsere Welt

Dafür reichlich Unrecht
und Gewalt.

Mit Adam und Eva fing es an

Thema Frühling

© Fredrik Boo: Vårbild

Kein Frühlingsgedicht

Nur das Geräusch

Aufspringender Knospen

Der Geruch von Grasbränden

Die Liebespaare im

Unterholz und meine

Vergeblichen Anstrengungen

Etwas Lesenswertes

Zum Thema Frühling

Zu produzieren



Trunksucht und Unzucht

Charles Bukowski

Manchmal wenn es mir

so beschissen übel ist

von all dem sozialen Gequatsche

mit netten Leuten

nehme ich mir Bukowskis

Gedichte vor und lasse mich

vom richtigen Leben berieseln

von Trunksucht, Unzucht und

allem anderen wofür man selbst

weder Mut noch Talent hat

Dann geht es wieder eine Weile ...



An der Grenze

© Alexander Volkov: A Long Day's Journey Into Night

An der Grenze zum Unbekannten

zögerte er einen Augenblick

und sah sich um als warte er

auf jemanden

Doch da war niemand mehr

der ihn begleiten konnte

Der Bettler

© Esael Araujo Funes: Contemplation

Wie ein Bettler stehe ich

am Rand eines Gedichtes

und bitte um Worte

Im Sommer

© M/I Garmash: Blooming Beauty

Im Traum war es Sommer

doch deine Haut war kühl

und zart

Im Traum liebten wir uns

und glaubten an ein Leben

Besitznahme

© Dimitri Annenkov: Childhood Memories

Wir haben unser Leben

nicht geplant

Es kam und nahm

Besitz von uns

Zurück blieb was

wir Sehnsucht nennen

In Kühlungsborn

In Kühlungsborn traf ich

einen Mann aus Holz

Er saß an der

Strandpromenade und

wartete auf mich

Eines Tages soll es
Frühling sein, sagte er
dann werde ich grünen

Der Aufbruch

© Ton Schulten: Easter

Die Silhouette der Stadt

verschwand langsam im
Rückspiegel des Autos

Über den Hausdächern

lag wie ein dünner Schleier

noch alles Ungesagte

Doch ich konnte aufatmen

niemand würde mir folgen

niemand würde mich verfolgen

Um ganz sicher zu sein

begann ich Erinnerungen

in kleine Päckchen zu schnüren

Und eine nach der anderen aus

dem Fenster zu werfen. Nichts aber

auch gar nichts sollte bleiben

Fast zu viel

© Andreas Boeckh: Frühling

Ostern stürzte sich
auf mich mit Verwandten
und schlechtem Wetter

Dazu immer wieder
die Erinnerung an jenes
Osterfest vor vielen Jahren

Es war fast zuviel ...





Osterferien

© Krokusblüte Husum, Petra H. Hirsch

Für meine Oma

Du hast mich getröstet

wenn ich traurig war.

Du hast mich

in den Schlaf gewiegt

wenn ich einsam war.

Du bist nie

von mir gegangen,

denn noch heute

spüre ich deine

lieben alten Hände

wie sie mir

übers Haar streichen

Unzeitgemäß

© Rudi Hurzlmeier: Lehnstuhlhund

Um jede Zeile die ich schreibe

Wird die Bürde leichter, fallen Sorgen

Eine nach der anderen ab

Verschwinden Zweifel und Ängste

Ein Gefühl der Leichtigkeit stellt sich ein

Jetzt bin ich glücklich, denke ich
Und setze einen ganz unmodernen
Punkt hinter das letzte Wort.

Weltuntergang



© Caroline Bailey: Low Tide

Der rote Knopf

zum Weltuntergang zündet

keine Atombomben mehr

Der rote Knopf

entlässt Treibhausgase

in die Atmosphäre

Weltuntergang

langsamer aber

wesentlich billiger

Ein Schatten fällt auf

meine Welt

Angst geht um

 

 



Im Frühling

© Teiji Hayama: Yuri

Wie jedes Jahr im Frühling

sehne ich mich danach die

alten Jahre abzustreifen

den Neuanfang zu wagen

mich zu verpuppen

ein Schmetterling zu werden

Wo ist die gute Fee die mir

den Wunsch erfüllen kann?



Déjà vu



CFalk_pixelio.de

Das Gefühl diese

Minute schon einmal

erlebt zu haben

Den Geschmack des Regens
der fällt und die tödliche
Melancholie der Strasse