Meine ersten Gedichte entstanden in den Jahren 1978 / 79 als ich im Auftrag eines schwedischen Architekturbüros in Ostberlin stationiert war.
Schweden war damals stark links angehaucht und ein wichtiger Handelspartner der DDR.
Sagen durfte man nichts - deshalb fing ich an zu schreiben.
Hier drei der Texte aus jener Zeit:
Aufzeichnungen aus Berlin, DDR
1. Vermauerte Freiheit
Im Hotel,
siebenundzwanzigstes Stockwerk
mit Blick auf
Alexanderplatz und Funkturm.
Grösster Schatz:
Pass und Geld für die Rückfahrt
Schlüssel zur Gefängnistür.
Die Aussicht ist betörend
besonders über die Mauer hinweg
mit ihren Wachtürmen
und Mienenfeldern.
Aussicht in die
vermauerte Freiheit.
Stolz des Berliner Zoos:
die Aasgeier brüten jährlich
2. Atmen dürfen
Auch mit kleinen Freiheiten
kann man leben.
Mit der Freiheit ja sagen zu dürfen
wo es kein nein gibt.
Mit der Freiheit zufrieden sein zu dürfen
mit dem was geboten wird
Atmen dürfen
Doch schon das Hören und Sehen
ist keine Selbstverständlichkeit mehr
3. Jubiläum
Heute
mein einjähriges Jubiläum
im Arbeiter- und Bauernstaat
Geheilt von allen
sozialistischen und
kommunistischen Neigungen
sehne ich mich intensiv
nach meiner Rückkehr
in die böse Welt
des Kapitalismus