Freitag, März 31, 2006

Kleine Welt


Hötorget (Heumarkt) in Stockholm mit dem Konzerthaus, wo jedes Jahr die Nobel-Feierlichkeiten stattfinden. Das Gebäude wurde von Ivar Tengbom entworfen und 1926 eingeweiht.
Vor dem Konzerthaus der Orpheusbrunnen von Carl Milles.


Wie sicher sie scheint
unsere kleine Welt
auf ihren morschen
Fundamenten

Wie entfernt sie scheint
die schreckliche
große Welt
genau vor unserer Tür

Donnerstag, März 30, 2006


Foto: Gerd Rossen

Die "richtige" Goldammer - nicht ganz so schön wie Benson Setos
Rainbow Bird ...

Morgen


Benson Seto: Rainbow Bird

Wie eine Goldammer
sitzt der Morgen
auf dem Vogelbeerbaum
vor meinem Fenster

Weckt mich mit
schimmernden Strahlen
und singt einen Gruß
von dir


Neuer Tag


Galina Pavlova: Dreams 2

Wieder ein Tag
der zu leben wäre
der zu füllen wäre
mit Wundern

Der leer bleibt
weil du nicht
in meinem
Leben bist

Mittwoch, März 29, 2006

Wie Blumen


Steve Thomas: Shades Of Poppies

Worte streue ich
auf deinen Weg
wie Blumen

Nimmst du sie auf
erzählen sie
von Liebe

Gehst du vorüber
welken sie
und sterben



Dienstag, März 28, 2006

Bunte Träume


Amedeo Modigliani: Reclining Nude

Wünsche,
so zauberhaft
so unerfüllbar

Bunte Träume,
so unvernünftig
so grausam

Rief der Wind ihren Namen ...


Mark Daffey: Erg Chebbi

Und er ging hinaus
in die Wüste
wo es keine Liebe gibt
und wo nichts ist
als Sand
und Schweigen

Barfuß ging er hinaus
und ließ ein Stück
nach dem anderen
fallen
seine Liebe,
seine Träume und
seine Erinnerungen

Und in der Wüste
war nur Sand
und Einsamkeit
und lange noch
nachdem sein Weinen
verklungen war
rief der Wind ihren Namen


Montag, März 27, 2006

Mein liebster Traum


Lilly Willis: Sleeping

Die Nacht
ist nicht mehr weit
und du
mein liebster Traum
ziehst deine silberhellen
Flügel an


Dämmerung


Georgia O'keeffe: Oriental Poppies

Als es
heller war im Leben
sehnte ich mich
nach den Nächten

Nun dämmert es
und nur der rote Mohn
leuchtet noch
in meinen Liedern


Sonntag, März 26, 2006

Tierisch


Galina Pavlova: Dilemma 1

Noch benommen
krieche ich wie ein Bär
aus dem Winterlager,
wittere in die Frühlingsluft
und wärme mir den Pelz
in der Sonne

Ein Jahr
wie jedes andere?

Die Zeichen
stehen schlecht ...



Samstag, März 25, 2006

Vergessen


Vladimir Kush: Sunset on the Beach

Sie sind geflüchtet
auf die Inseln
des Vergessens
des Nichtdaseins
des Nichterkennens

Ihre Körper haben sie
zurückgelassen
Schatten dessen
was sie
einstmals waren

Auf leeren Straßen


Amedeo Modigliani: Jeanne Hebuterne


Immer bist du es
die ich sehe
bei der Bank am See
auf leeren Straßen
und im Traum

Immer sind
deine Augen traurig
und ohne Hoffnung

Und immer ist mir
als ob ich dich
hätte lieben können

Freitag, März 24, 2006

Wieder Frühling


Vladimir Kush: Astronomer

Langsam nur
verblasst die Erinnerung
an unseren Frühling

Nie war das Gras grüner
nie der Himmel näher
nie wieder werde ich
diese Worte finden

Und doch
ist es wieder Frühling
die Erde weich
unter meinen Schritten

Ich gehe weiter
die Erinnerung bleibt
zurück

Kein Morgen


Vladimir Kush: Wind

Nimm mich mit
auf deiner Flucht
vor dem Leben

Lass mich bei dir sein
wenn du einsam bist

Umarme mich
wenn die Nacht kommt

Denn
es wird keinen
Morgen geben

Donnerstag, März 23, 2006

Winter am See


Alfred Gockel: Colorful Fish

Das Geflüster der Fische
unter dem Eis
und das höhnische
Lachen der Möwen
machen mich nervös

sie kennen
mein Geheimnis

Das kleine Café


Mark Leach: Cafe Life

Wenn ich an dich denke
sitzt du traurig
in einem kleinen Café
am Rande der Welt
und wartest auf
eine Liebe

Lass mich bei dir sein
und vergebens
mit dir warten

Mittwoch, März 22, 2006

Traum eines Narren


Benson Seto: Two Clowns in Love

Nur ein Narr

Meine Schale wird härter
und dein Bild verblasst
langsam mit der
Erinnerung an eine Liebe

Hat es sie je gegeben
oder war es nur
der letzte Traum

eines Narren

Dienstag, März 21, 2006

Masken


Alfredo Davoli: Carneval

Zu Masken erstarrte
Gesichter

Zerrbilder des Lebens
mit dem Tod in Reichweite

Lächeln in Erwartung
des Unvermeidlichen

Von Stein zu Stein



Es schneit Wahrheiten
diesen Winter

doch bleiben sie
nicht liegen und nichts
was sie verbergen könnten
an alten Träumen und
verwelkten Hoffnungen

Lass uns reden
von Stein zu Stein
wenn der Frühling kommt
und die Gletscher
schmelzen

Montag, März 20, 2006

Wie Schnee

Als der Morgen kam

Es hat Gedichte geschneit
in der Nacht

Leise und langsam
fielen sie,
bedeckten Gut und Böse
mit Hoffnung

Als der Morgen kam
sah man daß es doch nur
Schnee war



Gewonnen


Südamerikanischer Künstler

Die letzte Schlacht

Wenn die letzte Bombe
geworfen und
die letzte Schlacht
gewonnen ist

Wenn das letzte Grün
verkohlt und
die letzte Ruine
verglüht ist

Werden Generäle
ihre Erfolge preisen
und letzte Zivilisten
langsam verhunger
n

Sonntag, März 19, 2006

Welke Blätter


Vladimir Kush: Vita Memorae

Verschlossen

Verschlossen deine Tür mit
tausend Ausflüchten

Davor wie welke Blätter
Träume ohne Absender

Some Other Time



Sonntagmorgen

Das schönste Gedicht
blieb ungeschrieben

auch an diesem
trostlosen Sonntagmorgen

"Some Other Time"

Samstag, März 18, 2006

Kurze Reise


Das königliche Schloss in Stockholm -
hier fließt der See Mälaren in die Ostsee ab

Luftschloss

Mein Luftschloss liegt
an einem See in
einem fremden Land
auf einem anderen Planet

Die Reise dauert nur
ein Leben lang

Zeitlos



Die Zeit
versunken in
blaue Träume

Freitag, März 17, 2006

Jahre ohne dich

Diese sinnlos verschwendeten
Jahre ohne dich

Diese Tage
ohne Hoffnung

Diese Stunden
fern von dir

Dieses Leben
das nicht enden will

Die Nacht senkt sich


Ölgemälde: Rob Evans, USA

Abend

Wieder einen Tag
gelebt
und wieder einen Tag
gehofft

Der Abend fragt mich:
gehofft worauf?
und mein Herz antwortet:
auf eine Liebe

Die Nacht senkt sich
und schickt mir
Träume

Engel aus Eisen


Skulpturen: Carl Milles, Schweden

In seinem Namen

In seinem Namen
wird gebetet
in seinem Namen
wird geschändet
geheiligt sei sein Name

Solange Menschen
Gottes Wort
für ihre Zwecke deuten
sind Engel in Eisen
das Sinnbild unserer Zeit

Haß kennt keine Grenzen

Donnerstag, März 16, 2006

Worte mit Flügeln

Schmetterlingsworte

Meine Welt ist von
Schmetterlingen bewohnt
von Worten mit Flügeln

Nachts verberge ich mich
in den Falten der Erde
und lausche dem Lied
der Sterne

Du bist mein Regenbogen


Ölgemälde: Angelica Wiik, Schweden


Grau in grau

Mein Mond ist blau
und meine
Liebe
lilarot gestreift
die Sehnsucht hat
ein rosa Band im Haar
und meine Träume sind
wie bunte Luftballons

Dich liebe ich
du bist mein Regenbogen
und mein Feuerwerk

doch alles andere
ist grau in grau

Mittwoch, März 15, 2006

Auf den Frühling warten

Winterschlaf

Den Winterschlaf
in Höhlen verbracht,
habe ich ein Leben lang
auf den Frühling gewartet
vielleicht nur
eine Sehnsucht lang gelebt
und einen Schmetterlingstag lang
geliebt

Die Jahre zogen
wie Wolken vorüber
Wohin nur?

Fremde Orte



Reisen

An fremden Orten sein
fremde Düfte atmen
unerkannt bleiben

Das Gefühl der Leere
das bittere Gefühl des
Niewiederkommens

Diese ganz andere Welt
Häuser wie wilde Tiere
Unsicherheit

So wenig



In der Umgebung von Schwedens drittgrößtem See, dem "Mälaren" werden immer wieder überwachsene Runensteine aus der Zeit der Winger um das Jahr 1000 herum entdeckt.
Hier ein relativ kleiner Stein. Die Runen sind in Granit geritzt und haben die Jahrhunderte gut überstanden. Es steht:
"Ingefast ließ diese Runen ritzen zum Andenken an Ragnfrid, seine Frau und Haming, seine Mutter".
Was den beiden Frauen zustieß geht aus dem Text nicht hervor.


Ungesagt

So wenig
was wir zurücklassen
So viel
was ungesagt bleibt

Dienstag, März 14, 2006

Irrtum




Irrtum

Als ich aufschreckte
und mich aufmachte
das Glück zu suchen
erfuhr ich
dass man es
bei mir vermutete

Montag, März 13, 2006

Wo gestern war



Zeit

Hinter tickenden Sekunden
schmilzt die Zeit
der Weg verliert sich
in der Ferne

Wo gestern war
ist Leere
die Zeit
zerrinnt am Horizont

Herzbeschwerden



Wie eine Katze

Auf leisen Pfoten
wie eine Katze
habe ich mich
in dein Herz geschlichen
und mich dort wohnlich
eingerichtet

Kein Wunder
dass du seitdem
Herzbeschwerden hast


Für mich

Ganz vorsichtig
und zart
lege ich meine Hände
an dein Herz
und wünsche mir
dass es nur
für mich schlägt

Sonntag, März 12, 2006

Mitten im Winter



Seltsamer Winter

Wie Schmetterlinge
umfliegen mich
Träume

Deine Sehnsucht
wärmt
mein Herz

Blumenteppiche
im Schnee
und Vogelgesang -
mitten im Winter

Aufwachen



Aufwachen

Aus einem Traum aufwachen
und nicht wissen ob man schläft
oder wach ist

Aus dem Leben aufschrecken
und nicht wissen
ob man jemals gelebt hat

Eine Liebe erleben
und wissen
dass es nur ein Traum ist

Samstag, März 11, 2006

Berlin 1978 / 79

Meine ersten Gedichte entstanden in den Jahren 1978 / 79 als ich im Auftrag eines schwedischen Architekturbüros in Ostberlin stationiert war.
Schweden war damals stark links angehaucht und ein wichtiger Handelspartner der DDR.
Sagen durfte man nichts - deshalb fing ich an zu schreiben.
Hier drei der Texte aus jener Zeit:

Aufzeichnungen aus Berlin, DDR

1. Vermauerte Freiheit

Im Hotel,
siebenundzwanzigstes Stockwerk
mit Blick auf
Alexanderplatz und Funkturm.
Grösster Schatz:
Pass und Geld für die Rückfahrt
Schlüssel zur Gefängnistür.

Die Aussicht ist betörend
besonders über die Mauer hinweg
mit ihren Wachtürmen
und Mienenfeldern.
Aussicht in die
vermauerte Freiheit.

Stolz des Berliner Zoos:
die Aasgeier brüten jährlich


2. Atmen dürfen

Auch mit kleinen Freiheiten
kann man leben.
Mit der Freiheit ja sagen zu dürfen
wo es kein nein gibt.
Mit der Freiheit zufrieden sein zu dürfen
mit dem was geboten wird
Atmen dürfen

Doch schon das Hören und Sehen
ist keine Selbstverständlichkeit mehr


3. Jubiläum

Heute
mein einjähriges Jubiläum
im Arbeiter- und Bauernstaat

Geheilt von allen
sozialistischen und
kommunistischen Neigungen
sehne ich mich intensiv
nach meiner Rückkehr
in die böse Welt
des Kapitalismus

Die Welt anhalten



Genug!

Ich möchte
die Welt anhalten
und laut hinausschreien
genug!
endlich genug!

Genug Strassen
genug Autos
genug Menschen
genug Zuwachs
genug Elend

Genug des
kollektiven Selbstmordes!

Als es Morgen wurde



Tränen

Noch lange nachdem
der Traum vorüber war
und es Morgen wurde,
sah ich in deine
traurigen Augen
und spürte die Tränen
in deiner Stimme
als du langsam
von mir gingst
und dein Bild
verblasste

langsam
unaufhaltbar
für immer
verblasste

Freitag, März 10, 2006

Die Welt neu ordnen



Freitagsgedicht

Heute Freitag ordne ich
die Welt neu und schaffe
die ungeraden Tage
im Kalender ab

Den Himmel mache ich
zur Hölle und die
Erde zum Wohnsitz
der Engel

war schon lange
überfällig

Verborgene Pfade



Spuren

Verwischte Spuren
denen ich folge
verborgene Pfade
die ich gehe

wohin
werden sie führen
und wer
wird auf mich warten?


Leer

Still ist es geworden
in meinem Haus –
still und leer

nur die Erinnerung
sitzt tief
in allen Wänden

und abends
singe ich
dein Lied

Donnerstag, März 09, 2006

In mir


Aquarell - Künstler unbekannt

Titelbild meines Lyrikbandes "In mir"
erschienen 2005 im Geest Verlag

ISBN 3-937844-61-9
Vechta-Langförden Lange Str.41a 49377 Vechta
Tel. 04447/856580 Fax. 04447/856581

Mail:
Geest-Verlag@t-online.de
http://www.Geest-Verlag.de

In mir
ist diese andere Welt
diese andere Wirklichkeit
in mir bist du

In mir die Unruhe
die weder Alter
noch Vernunft
besiegen kann

In mir die
ewige Suche
nach dem Wunder -
in mir dieses Bild

Wie Sand



Und wieder

und da war wieder
dieser eigenartige Traum
der beim Erwachen
wie Sand
durch die Finger rann
und das Gefühl zurückließ
als hätte ich
die Katastrophe
verhindern können

Die Schönheit dieser Welt



Einer dieser Tage

An einem dieser Tage
wo nichts unmöglich ist
will ich über die Sehnsucht
schreiben und über Liebe

Ich will schreiben
über die Unendlichkeit
des Universums und
die Schönheit unserer Welt

Es wird ein Tag
der Wahrheit sein -
ein Tag an dem
Wunder geschehen

Ich werde über dich
schreiben


Nur wenige

Wir alle haben
Träume und
Sehnsüchte

aber nur ein Poet
kann sie
in Worte kleiden

Wir alle haben
Träume und
Wünsche

doch so wenige
die in Erfüllung
gehen

Mittwoch, März 08, 2006

Abendstimmung



Leise

Leise der Nacht entgegengehen
vorsichtig, um sie nicht zu stören

Das Suchen der Vögel
nach Schlafplätzen
Die ersten Falter
an der Laterne
Das langsame Verblassen
des Himmels
Die Lichter der
Leuchtreklamen
Der warme Geruch frischen Asphalts
in der ersten Abendkühle

Vom Tag Abschied nehmen -
die Nacht begrüssen
wie eine Geliebte

Versuche



Versuche

Pathetische Versuche
das Leben
heil zu überstehen

Dienstag, März 07, 2006

Geschmack des Regens



Deja vu

Das Gefühl
diese Minute schon
erlebt zu haben

Den Geschmack
des Regens der fällt und
die tödliche Melancholie
der Strasse

Schweben



Vogelmensch

Manchmal bin ich Albatros
schwebe
durch unermessliche Räume
ziellos
nur aus Sehnsucht
nach der Ferne

Manchmal
bin ich Schwalbe
will heim
nur heim
mich verkriechen
im dunklen Nest

Mit leichtem Gepäck



Westliche Reise

Mit der Sonne will ich
nach Westen fahren,
dem Licht, der Wärme
und dir entgegen

Will den Winter zurücklassen
und alles was mich bedrückt

Mit leichtem Gepäck will ich fahren -
nur mit Sehnsucht im Herzen

Winter



Wintergedicht

Im letzten Licht
der untergehenden
Wintersonne
die Liebe neu erfinden

Sich erinnern
an Ungesagtes
Gemeinsames
nie Erlebtes

Sehnsucht die weh tut
im Winter

Montag, März 06, 2006

Der rote Knopf



Weltuntergang

Der rote Knopf
für den Weltuntergang zündet
keine Atombomben mehr

Der rote Knopf
entlässt Treibhausgase
in die Atmosphäre

Weltuntergang -
langsamer aber
wesentlich billiger

Fremde Stadt



Fremde Stadt

Immer schon
wartete eine
fremde Stadt auf mich
ein fremdes Leben
eine andere Liebe

Immer schon
wollte ich weiterziehn
in andere Welten

Immer schon
bin ich bei dir
geblieben

Das Meer



Das Meer

Ich bin Meer
du bist Insel

In ewigem Verlangen
umspüle ich
deine Strände
finde Ruhe
in deinen Buchten
an warmen Sommertagen

Ich bin Meer
du bist meine Insel