Sonntag, Oktober 31, 2010

Sonntage


Olga Minnibaeva: Вечное молчание

Sonntage -
oft schwer zu ertragen

Sonntage mit Regen -
eine Erfindung des Teufels

Samstag, Oktober 30, 2010

Eine Schneeflocke



Immer wieder kehre ich
An den See zurück

Wo wir standen an einem
Herbsttag wie diesem

Der Wind war aufgefrischt
Kleine Wellen schlugen ans Ufer
Es gab nichts mehr zu sagen
Eine Schneeflocke fiel dir ins Haar

Freitag, Oktober 29, 2010

Gier


John Salminen: Montgomery Street

Gierig wie ein
wildes Tier frisst sich
die Zivilisation
in unsere Welt

Wälder verschwinden
Wege werden breiter
Natur im Ausverkauf

Donnerstag, Oktober 28, 2010

Späte Liebe


David Freed: Blowing Leaves

Späte Liebe
Sanft und hoffnungslos
Wie letzte Blüten im Herbst
Wie die Zärtlichkeit
Eines Sonnenuntergangs

Wie deine Hand in meiner


Mittwoch, Oktober 27, 2010

Lichter


Allposter.se: New York Street

Ich sehe Lichter im
Dunkel der Nacht
Eine Straßenlaterne, das
Bremslicht eines Autos

Ich sehe Züge durch
Die Nacht fahren
Das Fernweh packt mich
Will mich mit sich reißen

Meine Wurzeln
Tief in der Erde verankert
Verhüten das Schlimmste

Dienstag, Oktober 26, 2010

Ungereimtheiten


Joselito Sabogal: Caballo Piel De Luna II

Ich möchte so gerne
Ungereimtheiten schreiben
Ohne Punkt und Komma und
Mit kleinen Buchstaben

Was mich daran hindert ist
Der Gedanke an meinen alten
Deutschlehrer der keine Ruhe
Fände m Grab

Auch die Angst vor dem
Zornigen Geist eines Klassikers

Montag, Oktober 25, 2010

Verklungen


Fernando Pedrosa: Contraluz

Erinnerung an Sommertage
An den Geruch von frischem Heu
Und Sommerblumen

Erinnerung an Liebe
Und immer wieder ist es
Als hörte ich deine Stimme

Die Sommerblumen sind verwelkt
Dein Lachen längst verklungen
Kein Sommer wird es wiederbringen


Sonntag, Oktober 24, 2010

Jene Tage


Olga Gouskova: Pearl

An einem
jener Tage
wo es einfach ist
fröhlich zu sein

will ich dir
mit leichter Hand
ein Gedicht
in den Wind schreiben

und hast du es
gelesen,
wirst du nie wieder
traurig sein

Samstag, Oktober 23, 2010

Sie werden uns anklagen


Pia Crawford: Titel unbekannt

Es gab Zeiten da ich glaubte gegen Umweltverschmutzung und
dergleichen durch entsprechende Texte protestieren zu müssen.
Hier eine kleine Auswahl:

Sie werden uns anklagen

Einmal wird man sagen
sie haben es kommen sehen
und nichts getan

Sie haben gewusst
die Katastrophe wird kommen
und haben nichts getan

Einmal wird man sagen
sie hätten es
abwenden können

Damals als die Wälder
noch grün waren und Schnee
die Berge bedeckte

Doch sie haben nichts getan


Kiruna

Die Stadt Kiruna
in Schweden muss
verlegt werden weil
sie unterhöhlt ist von
Erzbergwerken
und sinkt

Unsere gesamte Welt
ist unterhöhlt von
Gier und Dummheit
doch die Menschheit
hat keinen Ausweg
und kann nicht
verlegt werden


Die Welt sehen

Sie schreiben mir Karten aus
Ägypten, Kambodscha, Thailand
aus Hawaii und wer weiß woher

Sie wollen die Welt sehen
bevor alles vergiftet ist durch
unnötige Flugreisen und
anderen Wahnsinn


2057

Im TV läuft die Serie 2057

wie es in fünfzig Jahren bei uns
sein wird. Fast alles elektronisch.
Der Eisschrank kauft das
Essen selbst, Roboter pflegen
unsere Wohnung. Die Menschheit
satt und glücklich

Sind diese Fernsehfritzen noch
zu retten?

Das Wasser geht zu Ende.
Die Energie wird immer knapper
die Meere sind so gut wie tot.
Die Erde kann die Menschen
schon heute kaum noch nähren -
dazu der Klimawandel

Was soll der falsche Optimismus?


Umweltschmutz

Meine Freunde und Bekannten
haben fast alle Autos -
manche auch zwei oder drei

Sie bilden sich ein
sie brauchen das

Alle wollen aber ihren Enkeln
eine heile und saubere
Welt hinterlassen

Sind die Leute dumm -
oder nur geistig behindert?


Wer hört uns heute?

Gestern noch waren wir jung
regierten die Welt
Unsere Argumente wie Dolche
im Fleisch derer vor uns

Wer hört uns heute noch?

Unsere Warnungen verklingen ungehört
wir sind das Gespött der Jugend
Guter Gott - mögen sie recht behalten
und dem Untergang entrinnen


Freitag, Oktober 22, 2010

Ein Augenblick


Samy Charnine: Disconnected

Einen Augenblick nur
war er unaufmerksam gewesen -
da hatte sich die Welt
verändert

Donnerstag, Oktober 21, 2010

Stille (Haiku)


Valdy: Herbstbaum

Die Stille suchen
In unberührter Natur
Zu sich selbst finden

Mittwoch, Oktober 20, 2010

Weit drüben


Martin Berkenmeier: Sonnentag

Einsam am See
Bevor das Eis sich legt
Bevor der letzte Vogelruf
Verklingt und lähmende
Winterstille sich senkt

Weit drüben am anderen Ufer
Wege, Häuser, Schicksale
Ein anderes Leben
Eine andere Welt
Nicht meine Welt

Dienstag, Oktober 19, 2010

Für Eva und Alex


Vladimir Kush: Valnut of Eden

Ein junges Pärchen schrieb mir einmal und berichtete
von seinem grossen Glück. Darauf schickte ich ihnen
folgende Zeilen. Leider haben sie sich inzwischen getrennt ...


Euer Glück hat meine
schwarze Seele hell gefärbt
und Erinnerungen geweckt

Ich sehe hinaus ins Dunkel
der Nacht und denke an euch

Haltet ihn gut fest den Edelstein
denn Glück ist schwer zu finden und
noch viel schwerer zu bewahren

Montag, Oktober 18, 2010

Zweifel


Roj Friberg: Krypande

Außen das Lächeln
Wie eine Maske

Es schützt vor neugierigen
Blicken und
Törichten Fragen

Dahinter quälende Zweifel
Und Einsamkeit

Sonntag, Oktober 17, 2010

Irritierend


Joselito Sabogal: Letania

Es ist weniger
das Altwerden
was mich irritiert

als die Tatsache
dass sich keine Weisheit
einfinden will

Samstag, Oktober 16, 2010

Spaziergang


Klaus Konieczka: Graureiher

Einsam ist es geworden am See
Wildgänse und Kraniche
nach Süden gezogen
nur ein letzter Graureiher
trauert dem Sommer nach

Der Wind bläst kalt durch
braunes Schilf - ich ziehe
die Jacke fester um mich und
halte vergebens Ausschau
nach wärmenden Erinnerungen

Freitag, Oktober 15, 2010

Nur du


Irene Sheri: Pretty Girl

Wenn du bei mir bist
Ist die Welt so klein
Nur du,
Nur du und unsere Liebe

Und immer wenn du
Von mir gehst
Verlier ich mich
In dieser großen Welt

Donnerstag, Oktober 14, 2010

Jahre ohne Ende


Marcin Kolpanwicz: End of the Season

Wie Luftgeister ziehen
Wolken über den Himmel
Der Herbst treibt sie
Dem Winter entgegen

Immer schneller
Vergeht unser Leben
Treibt im Strom der Zeit
Wolken jagen am Himmel

Deine Hand in meiner
Zusammen alt geworden
Haben Wolken ziehen sehen
Und Jahre ohne Ende


Für eine gute Freundin die ein Gedicht
mit vielen Wolken haben wollte ...

Mittwoch, Oktober 13, 2010

Disteln


Marta Shmatava: Inspiration

Disteln hatte ich dir auf
Den Weg gestreut
Damit du mich nicht
Verlassen sollst
Und Blumen weil ich
Dich liebe

Dennoch bist du nach Süden
Geflogen mit den Wildgänsen
Als der Herbstwind den

Sommer nahm

Dienstag, Oktober 12, 2010

Unsterblich


Roza Goneva: Morning Thrill

Mit Schlangenblick folge ich
Dem Lauf der Zeit
Immer schneller dreht
Sich die Erde
Gebirge wachsen und verfallen
Was bedeutet ein Menschenleben

Ich bin unsterblich

Montag, Oktober 11, 2010

Liebe im Herbst


Sabzi: Love and Poetry

Liebe im Herbst
letzte Glut der Eberesche
vor dem Winter

Herbststürme
fallendes Laub
wie Tränen

Abschied vom Sommer

Sonntag, Oktober 10, 2010

Neural


Richard Burlet: Songe

Mein neurales Netzwerk
Und seine Ganglienzellen
Ein Rätsel der Natur

Es verknüpft Chopins Nocturnes
Mit Wehmut
Schuberts Impromtus
Mit Einsamkeit

Und den Gedanken an dich
Mit unstillbarem Verlangen

Samstag, Oktober 09, 2010

Wohin damit?


Dmitry Brodetsky: Temptation

Ein ruhiges Alter
schwebte mir immer vor
abgeklärt,
ohne Leidenschaften,
weise

Was ich fand
war diese pochende Unruhe,
dieses Suchen
nach Versäumtem,
dieses Sehnen

Wohin damit?

Freitag, Oktober 08, 2010

Gnadenlos


Joselito Sabogal: Caballo piel de luna

Unser Versteck im Dornengestrüpp
Hier schmiedeten wir Pläne
Die Welt zu erobern
Hier sammelten wir enorme Heere
Und waren unsterblich
Hier stritten Alexanders Elefanten
Seite an Seite mit Rommels Panzerwagen

Uns waren alle Mittel recht
Wir kannten keine Gnade

Donnerstag, Oktober 07, 2010

In Ketten


Askar Esdauletov: Evening

Alle meine Traumwege führen
zu einer Bank am See

Dort liegen meine Wünsche
und Hoffnungen begraben,
dreifach gesichert

In der Dämmerung
reißen sie an ihren Ketten

Mittwoch, Oktober 06, 2010

Per Anhalter


C.J.Feng: Ohne Titel 1

Ich hatte sie beim Tanzen
kennengelernt und wir
verknallten uns so total ineinander
wie das nur in jungen Jahren
möglich ist

Sie wohnte in Oberbayern
hatte reiche Eltern
und lud mich zu sich ein
weil ich noch studierte und
kein Geld hatte

Per Anhalter fuhr ich hin
begrüßte die Eltern
bekam ein schönes Zimmer
und gute Verpflegung

Nach zwei Tagen hielt ich es
nicht mehr aus
In dem Alter hat man noch
seinen Stolz und ausgehalten
werden war nicht meine Sache

Sie brachten mich zum Bus
Mutter und Tochter
und ich wusste nicht was
ich zum Abschied
sagen sollte

Später schickte ich ihnen
ein Gedicht - das hätte
ich gleich machen sollen
statt hinzufahren

Dienstag, Oktober 05, 2010

Vergebens


Brad Holland: Dare To Dream

Einer sagte
er habe gesucht doch
es war vergebens

Ein anderer sagte
er habe gefunden doch
es war nicht was er suchte

Montag, Oktober 04, 2010

Nach dem Fest


Joan Miró: Painting

Die Ratten mit dem Besen schlagen
Staubbälle zusammenkehren
Leere Flaschen beseitigen
Gardinen im Gefrierschrank suchen
Das Meißener Porzellan notdürftig kleben
Hummelfiguren in Reih und Glied stellen
Silber putzen

Na sieh wie schön
Und gleich ist wieder Ordnung
Eingekehrt

Sonntag, Oktober 03, 2010

Wenn du gehst


Riccardo Benvenuti: In the Garden of Memories

Nimm den Frühling mit
wenn du gehst
und diesen Sommer
den wir so liebten

Nimm die Sehnsucht mit
die mich verzehrt
und die Träume ohne die es
kein Leben gibt

Nimm die Hoffnung mit
die spät zu mir kam
und viel zu früh
verblasste

Nimm mein Leben mit
wenn du gehst
meine Träume
meine Hoffnung

Und mein altes Herz

Samstag, Oktober 02, 2010

Neuer Frühling


Cristina Iotti: I sogni son desiteri

Schließ die Augen
Und denk an mich
Denk an Blüten
Denk an den Duft der
Heckenrose

Hör das Zirpen
Der Grillen und
Das Zwitschern der Vögel
Spür die wärmenden
Strahlen der Sonne

Es wird wieder Frühling werden
Auch dieses Mal und
Alle meine Sinne
Sehnen sich nach dir

Freitag, Oktober 01, 2010

Am Ende


Jean Claude Dresse: Titel unbekannt

Du kannst es an
Den Augen sehen
Sagte sie,
Da fehlt etwas -
Die Hoffnung
Die Zuversicht
Der Wille zu leben