Dienstag, September 29, 2015

Einer wird kommen

© Sue Anderson

Träumen können von Dingen
Die ungesagt bleiben müssen
Den Wolken nachsehen wie
Sie in die Ferne segeln

Einer wird kommen
Den du gerufen hast
Einer wird kommen und mit dir
Durch deine Träume streifen


Sonntag, September 27, 2015

Wie Nordlicht

© www.geo.de

Ungreifbar und flüchtig
die Begegnungen der Nacht

Bilder wie flackerndes Nordlicht,
Botschaften die die Sinne streifen,
die Sehnsucht wecken

Noch im Erwachen bleiben
Träume zurück doch der Tag
will sie nicht haben


Freitag, September 25, 2015

Das Auto



Mein erstes Auto, der VW  Käfer
schwarz, 30 PS

Eine alte Liebe die nun etwas
von ihrem Glanz verloren hat


Donnerstag, September 24, 2015

Erinnerung III

© Svante Berg: Veste Coburg

Später dann
als wir Hand in Hand
im Dunkel der Nacht
zur Burg hinauf gingen,
die Lichter der Stadt
tief unter uns,
wurde mir plötzlich klar
dass ich nie wieder
allein sein wollte


Mittwoch, September 23, 2015

Wie ein Gruß

© Acker Bilk

Mr. Acker Bilk mit seiner
Klarinette vom Cd-Spieler
"Stranger On The Shore"
Wie der Gruß aus einem
Früheren Leben

Draußen zieht sich ein
Unwetter zusammen
Ich stelle die Musik lauter
Und warte auf erste
Regentropfen


Dienstag, September 22, 2015

Ohne Sorge

© www.digitale-naturfotos.de

Mit der Gelassenheit einer
Weinbergschnecke
Beobachte ich meine Umgebung
Und harre der Zukunft

Mir Sorgen zu machen
Habe ich längst aufgegeben
Da ist nichts mehr zu retten
Denke ich noch

Und ziehe mich in mein Haus
Zurück


Sonntag, September 20, 2015

Meine Generation

© Roland Devolder

Wer ist schon zufrieden mit
herrschenden Umständen
und die braune Pest ist wieder
auf dem Vormarsch

Meine Generation, die den Krieg
angestiftet und den Untergang
erlebt hat, stirbt langsam aus

Die Jungen glauben alles besser
machen zu können
das glaubten wir auch


Freitag, September 18, 2015

Gestern noch II

© Francine Gravel

Erst gestern noch stand der
Frühling vor der Tür, jung
und voller Versprechungen

Doch fast unbemerkt ist
es Herbst geworden
unter der Eberesche

In deinen Augen ist Abschied


Mittwoch, September 16, 2015

Schlange im Paradies

© Marc Chagall

Deutliche Risse treten auf
In altgewohnten Strukturen
Schon immer waren die Reichtümer
Der Erde ungerecht verteilt, doch
Nun wollen viele das nicht mehr
Tatenlos hinnehmen

Sie verlassen ihre Länder und
Eine Flutwelle ergießt sich über
Europa die uns stumm macht vor
Entsetzen und Mitleid
Sie wollen teilhaben am gedeckten
Tisch des reichen Mannes

Diktaturen werden stürzen und
Demokratien an den Rand des
Erträglichen stoßen
Als Gott die Erde schuf, schuf er
Arme und Reiche, schuf er das Unrecht
Als Gott die Erde schuf, setzte er
Die Schlange ins Paradies


Montag, September 14, 2015

Wie Staub

© Dino Valls

Von weit her klang dein Lied
In der Abenddämmerung

Und die Jahre, die vielen Jahre
Verwehten wie Staub


Samstag, September 12, 2015

Übergewicht

© www.ruegenerleben.de

Kühl bläst es heute von
Norden her, erster Schnee
ist dort gemeldet

Längst sind Kraniche und Wildgänse
aufgebrochen zu ihrer
langen Reise in wärmere Gefilde

Geschichten und Verse aus
der Schulzeit fallen mir ein
die Kraniche des Ibykus und
Nils Holgerssons wunderbare Reise

Und wieder muss ich an
das Lied der Franken denken:
ich wollt mir wüchsen Flügel

Doch dann überlege ich mir
wie riesig die sein müssten
wo ich doch jetzt immer mit
Übergewicht zu kämpfen habe …


Donnerstag, September 10, 2015

Umweltschutz

© wz-newsline.de

Man sollte Fragen stellen
und protestieren statt
tatenlos zuzusehen

Man sollte sich schützend
vor das Meer stellen und
vor die Bäume im Urwald

Man sollte sie umarmen,
die stillen Riesen und ihnen
Mut zusprechen

Uns Menschen selbst
ist kaum noch zu helfen


Dienstag, September 08, 2015

Lied der Franken

Foto: Gerhard

Wolkenungeheuer fegen über den Himmel,
erster Herbststurm nimmt die Hitze der
letzten Tage

Das Lied der Franken kommt mir in den Sinn
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
wer lange sitzt, muss rosten

Doch nicht zum heil’gen Veit von Staffelstein
bin ich emporgestiegen sondern auf meinen
lokalen Aussichtsberg und sehe statt der Lande
um den Main einen Meeresarm der Ostsee
zu meinen Füßen liegen

Auf ihm fuhren einst die Drachenboote der 
Wikinger bis weit ins Land hinein, reich beladen
mit Schätzen nach Raubzügen im Ostland.

Doch dann klingt wieder das Lied der Franken
in mir: Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel die breite
stromdurchglänzte Au, ich wollt’
mir wüchsen Flügel


Sonntag, September 06, 2015

Ich bin kein Flüchtling

© Frank Liebke

Ich bin kein Flüchtling -
Arbeitskrafteinwanderer nannten sie uns
in den 50er Jahren hier in Schweden.
Arbeit gab es in Hülle und Fülle
doch geschenkt bekam man nichts

Warum ich die Heimat verließ?
Es war ärmlich und deprimierend nach dem
verlorenen Krieg. Unsere Helden hatten
das Land in Schutt und Asche gelegt und
sich als gemeine Verbrecher entpuppt

Wer jung war und denken konnte, versuchte
das Land zu verlassen, doch nicht alle
wollten die bösen“ Deutschen haben.
Kanada und Schweden die Ausnahme

Auch heute verlassen wieder Tausende
und Abertausende ihre Heimat auf der
Suche nach Sicherheit und Wohlstand.
Wer wird sie aufnehmen?

Ich bin kein Flüchtling ich bin Einwanderer.
Über sechzig Jahre ist das nun her.
Meine Kinder und Enkel haben hier studiert,
hier ist schon längst unsere Heimat

Im Fernsehen zeigt man wie die braune Pest,
die Nazis, sich im Osten Deutschlands wieder
breit machen. Sie haben nichts gelernt und
nichts dazugelernt und ich denke im Stillen:
wäre ich heute dort, ich würde wieder auswandern


Samstag, September 05, 2015

Ein gutes Gefühl

© Graciele Rodo Boulanger

Als Junge fuhr ich meine
kleine Schwester im
Kinderwagen durch Coburg

Jetzt im Alter kutschiere ich
meine Frau im Rollstuhl
durch Stockholm

Es fühlt sich ähnlich an -
ein gutes Gefühl
gebraucht zu werden


Donnerstag, September 03, 2015

Dance Me

© Leonard Cohen

An einem Abend
der einsam ist, will ich
ein Gedicht schreiben
nur für dich

Wehmütig wird es sein
und Leonhard Cohen
soll dazu singen
“Dance Me to the End of Love”


Dienstag, September 01, 2015

Zeit der Scharlatane

© Alarcon

Lasst uns versuchen Mut
zu schöpfen in dieser Zeit
die mutlos macht

Lasst uns versuchen an eine
Zukunft zu glauben auch
wenn es schwer fällt

Es ist die Zeit der Scharlatane
in der wir leben und Politik
ein Spiel mit hohem Einsatz
und vielen Verlierern