Mittwoch, August 31, 2016

Der Sammler

© Solarixx

Ich sammle glückliche Augenblicke
Ordne sie in Worte und Zeilen
Damit sie Bestand haben
Damit sie bei mir sind wenn es
Abend wird im Leben

Ich sammle Erinnerungen
Verberge sie in meinem Herzen
Denn es ist das was bleibt
Über Zeit und Raum
Die Erinnerung an eine Liebe


Dienstag, August 30, 2016

Konsumgesellschaft

© Robert & Shana Parkeharrison

Sie nennen es Konsumgesellschaft
doch in Wirklichkeit sind wir Diebe
die das Eigentum unserer Nachfahren
stehlen und sinnlos vergeuden.
Diebe, die die Erde ärmer machen
von Tag zu Tag, Tiere ausrotten,
Bodenschätze plündern, das Klima
verändern und Kriege anzetteln

Wir nennen es Konsumgesellschaft -
für die Kosten lassen wir andere
teuer bezahlen


Sonntag, August 28, 2016

Latein

© Martin Haake

Drei Jahre Lateinunterricht haben
k
eine tieferen Spuren bei mir hinterlassen

Nur ein paar kluge Sprüche sind
geblieben wie „ubi bene ibi patria,
wo es mir gut geht ist mein Vaterland

Meinen Wandertrieb nannten sie es
als ich einst die Heimat verließ
und das Abenteuer suchte

Doch es war eher eine Flucht -
die Flucht vor lebenslanger Sesshaftigkeit
und Behäbigkeit, die aus freien Menschen

den guten Bürger macht, der ich nie sein wollte


Freitag, August 26, 2016

Seit einiger Zeit

© Solarixx

Auf der  Zunge noch den Geschmack
von Frühling doch in die Seele
hat der Herbst Einzug gehalten

Meine Liebste hat grüne Augen
auch der Herbst kann ihr
das nicht nehmen

Sie streut Rosen in mein Herz
doch seit einiger Zeit
werfen meine Gedanken Schatten


Mittwoch, August 24, 2016

Geschichtsunterricht

© Stefano Bonazzi

Meinen Enkeln erzähle ich, dass die Erde
grün und fruchtbar war in meiner Jugend,
Flüsse und Seen kristallklar
und die Meere reich an Fischen.
Die Menschen bescheidener als heute

Meine Enkel wundern sich -
sie haben Geschichtsunterricht
in der Schule und fragen mich
warum es denn dann dauernd
Kriege gab in Europa

Als sie gegangen sind, denke ich
über diese Frage lange nach und
komme zu keiner anderen Erklärung
als die bodenlose Gier nach Macht
und die Dummheit unserer Politiker

Dereinst werden meine Enkel ihren Enkeln erzählen,
dass es in ihrer Jugend noch genügend Wasser gab
für die meisten Menschen, dass man noch kleine grüne
Oasen hatte zwischen Häusermeeren und weite Teile
der Erde noch nicht vergiftet und verstrahlt waren

Ihre Enkel fragen dann verwundert warum sie nichts
unternommen haben um dieser Entwicklung Einhalt
zu gebieten. Die Enkel haben schon lange keinen
Geschichtsunterricht mehr und können nicht wissen,
dass hart gekämpft wurde, aber nicht um die Erde
vor Unheil zu bewahren sondern jeder um seinen Besitz
vor denen zu schützen die schon keinen mehr hatten


Montag, August 22, 2016

Sehnsucht des Zugvogels

© solarixx

Mit den ersten Herbststürmen
Erwacht die unstillbare Sehnsucht
Des Zugvogels in mir

Nordwinde treiben mich nach Süden
Am Horizont ein Hoffnungsschimmer
Dort wartest du auf mich

Doch wenn es Frühling wird
Muss ich zurück, zurück in die
Unendlichen Weiten des Nordens

Es ist das Schicksal des Zugvogels
Ohne Heimat zu sein -
Doch nie ohne Liebe


Sonntag, August 21, 2016

Bildungslücke

© Jean Michel Basquiat

Gestern wurde mein Blog von
120 Lesern in Mauritius aufgerufen

Ich fühle mich schuldig weil ich
nicht einmal weiß wo
das Land liegt ein Inselstaat
vor Afrika glaube ich

Vielleicht sollte man einmal hinfahren
und sich bejubeln lassen …


Freitag, August 19, 2016

Die Zeit III

© Tindaro Calia

Behutsam lege ich
mein Ohr an die Zeit
und höre die Zeit
leise weinen

Ja - es sind
schlimme Zeiten


Mittwoch, August 17, 2016

Wie Schnee der schmilzt

© David Farrant

Wenn es Herbst wird
Will ich mit den Wildgänsen
Nach Süden ziehen
Dorthin wo die Nächte
Lau sind und der
Hibiskus blüht
Dorthin wo du auf mich
Wartest

Und die langen
Vergeblichen Jahre
Werden abfallen von uns
Wie Schnee der schmilzt


Montag, August 15, 2016

Das Gurren von Tauben

© Ilona Heinrich

Der Sommer beeilt sich
eben hat er noch geblüht
bald trägt er Frucht
dann geht er zur Ruhe

Dürres Laub wird bleiben
und die Erinnerung an
das Gurren von Tauben
in der Abenddämmerung


Samstag, August 13, 2016

An einem Sommertag

© Josef Kote

Zu erwähnen wäre da noch
dieser Sommertag

Ein Hauch von Herbst lag in der Luft
Wolken zogen vorüber

Ich  warf einen Stein in den See
und wartete auf das Wunder


Donnerstag, August 11, 2016

Am Fenster V

© David Farren

Vom Hotelfenster sehe ich hinaus
auf die vertraute Silhouette
der Stadt

Hier stand ich vor langer Zeit
und wartete vergebens auf das
Geräusch deiner Schritte

Langsam senkt sich
die Dämmerung
Leuchtreklamen flammen auf

Ich wende mich ab
und sitze noch lange im
Halbdunkel



Dienstag, August 09, 2016

Im Laufe des Tages

© Jean Michel Basquiat

Morgens im Badezimmerspiegel
ernüchternder Anblick -
älter als gedacht, dabei doch
so schön von dir geträumt

Die Morgenstunden sind immer
die schlimmsten. Im Laufe des Tages
gewöhnt man sich dann wieder an
die Unbilden des Lebens

Gegen Abend im Takt mit
steigendem Alkoholspiegel
wirkt das Leben sogar erträglich -
so kann man sich täuschen


Sonntag, August 07, 2016

Heckenrosen

© www.eggert.de

Nicht wahrhaben wollen
dass alles nur Erinnerung ist

Der Park, der Weg hinauf zur Burg
die alte Stadt tief unter uns
die Bank auf der wir saßen und
Pläne schmiedeten

Und immer wenn ich daran denke
blühen Heckenrosen
Ich schließe die Augen, atme ihren Duft
und es ist wieder Frühling


Freitag, August 05, 2016

Unberührte Natur

© Ilona Heinrich "Der Suchende"

Hin und wieder begegnet mir
ein Gleichgesinnter auf meinen
einsamen Wanderungen

Dann stehen wir eine Weile,
tauschen Gedanken aus und
machen uns Sorgen über die
ungehemmte Ausbreitung der
Zivilisation auf Kosten
unberührter Natur

Später kehren wir in die
Zivilisation zurück, denn wer 
verzichtet schon freiwillig auf 
Einkaufszentrum und Pizzeria


Mittwoch, August 03, 2016

Wo Hoffnung wohnt

© Duy Huynh

Ein jeder hat in seiner Seele
einen Platz wo Heimat ist
wo Eltern wohnen und
man Kind sein kann

Ein jeder hat in seiner Seele
einen Platz wo Hoffnung wohnt
ganz im Geheimen und
wo Träume wachsen

Man muss den Platz nur finden


Montag, August 01, 2016

Audrey Niffenegger

© www.mygeo.info

In diesen schlimmen Zeiten kommt mir immer wieder
ein Gedicht der amerikanischen Schriftstellerin
Audrey Niffenegger in den Sinn:

Later that night
I held an atlas in my lap
Ran my fingers across the whole
World
And whispered
Where does it hurt?

It answered
Everywhere
Everywhere
Everywhere

auf deutsch:

Später diese Nacht
Hielt ich einen Atlas in der Hand
Fuhr mit dem Finger über die
Ganze Welt
Und flüsterte
Wo tut es denn weh?

Sie antwortete
Überall
Überall
Überall