Ich nenne es mein Berlin-Gefühl und es hat absolut nichts mit dem Koffer zu tun den Marlene Dietrich dort noch stehen hat
Es stammt vielmehr aus meiner DDR-Zeit, als ich in Berlin-Ost stationiert war um das Hotel am Palast und einiges Andere zu bauen
Die ganze Woche über schuftete ich schwer und freute mich kindisch auf den Sonntag in Berlin-West
Am Sonntagmorgen nahm ich dann die S-Bahn zum Bahnhof am Zoo. Es regnete und die Geschäfte waren weitgehend geschlossen
Und da - wie ein Blitz aus heiterem Himmel überfiel mich dann dieses Berlin-Gefühl während ich in leeren, regennassen Straßen umherirrte
Lietzenburgerstraße Uhlandstraße und Kudamm zurück vollständig hoffnungslos vollständig sinnlos, vollständig einsam und zu Tode gelangweilt
Meistens fuhr ich bald wieder zurück in das Bauern- und Arbeiterparadies, wurde am Grenzübergang von mürrischen Beamten gründlich durchsucht und fuhr dann die Stalinallé mit der Straßenbahn hinaus zu meiner Wohnung um den Rest des Sonntags zu verschlafen während vor unserem Wohnblock die ganz offensichtlich geheimen Stasiagenten Wache hielten um ihre DDR-Bürger vor jeglichem Kontakt mit uns dekadenten Schweden zu schützen
Das ist ungefähr was ich mein Berlin-Gefühl nenne. Vielleicht ist es schwer zu verstehen und bisweilen überfällt es mich auch anderswo - doch nie so heftig wie an jenen Sonntagen am Bahnhof Zoo
Sie bauen an sie bauen um sie ändern ständig. Wo gestern noch Kartoffeln lagen stehn heute Gummistiefel und wie soll einer wissen wo die Milch versteckt ist
Ich habe Angst mich zu verlieren zwischen Kohlköpfen und Hosenträgern
Antonio Tamburro: Night After Woran er sich später so gern erinnert hätte: das zerwühlte Bett, ihre verstreuten Kleider am Boden die wunderschönen aber traurigen Augen als er ging
In Wirklichkeit hatte er sie zufällig kennengelernt und ein Hotelzimmer genommen. Morgens stellte sie sich schlafend und war weniger schön als am Abend vorher. Später fehlten ihm ein paar größere Scheine in der Brieftasche.