Samstag, Juni 19, 2010

Lesung Bruno K. Öijer


Bruno K. Öijer, folkbladet.nu

Der große schwedische Dichter
mit dem wirren Haar
liest seine Werke

Faszinierend ihn zu hören
faszinierend ihn zu sehen
einsam auf der Bühne

Was er liest
muss man fühlen -
nicht nur verstehen



Und hier eins der Gedichte, die ich mit seiner Erlaubnis
vom Schwedischen ins Deutsche übertragen habe:


Der Gesang

Der Sturzregen hatte nachgelassen
trommelte nicht mehr gegen die Fensterläden
ich lag schlaflos in einem Hotelzimmer in Siena
hörte entfernte Stimmen und Gelächter
hörte den Gesang von Damenabsätzen
die schmalen Gassen hinab verschwinden
ich dachte daran dass dies deine Stadt war
ich dachte an einen Abend im Herbst
als wir uns trafen weitab von hier
in meinem kalten zurückgebliebenen Land
du hieltst ein Buch in den Händen
mit Gedichten von Keats und Shelley
und schienst froh zu sein mich zu sehen
du trugst ein langes altmodisches Kleid
und schwarzes Haar über das da Vinci
hätte streichen können
wir waren kaum mehr als zwanzig Jahre
und warum durftest du nicht leben
warum begriff ich nicht wie kurz dein Besuch
sein würde auf dieser Welt